(Quelle: tillwe @flickr.com)
Oh, Du fröhliche … und Jingle Bells, Weihnachten naht mit Riesenschritten. Weihnachten, das Fest der Liebe, der Familie, das Fest von Wärme und Geborgenheit. Klare Sache, für Singles ist das nichts!
Ein Weihnachtsalptraum sind die drei Feiertage, muss man sie allein oder trotz deutlicher Volljährigkeit mit dem Füssen unter dem elterlichen Tisch verbringen. Drei Tage können sehr lang sein und in diesen drei Tagen gibt es auch noch kaum Ablenkung.
Samstag geht´s los - Heiligabend. Bescherung, selige Kinderaugen, Geschenke, die von Herzen kommen, Umarmungen, Glückwünsche. Das ist alles sehr nett, doch der Liebste fehlt. Fast vermisst man auch die unvermeidlichen Schwiegereltern dazu. Nicht wenige Singles bleiben Heiligabend allein zu Hause. Sie gehen einfach gar nicht raus, nicht einmal in die Kirche.
Die nächsten Tage sind dann für Familienbesuche reserviert, da muss man das Schneckenhaus also doch verlassen. Bei Mama und Papa reinschauen und den Tanten erklären, warum man immer noch keine Kinder oder wenigstens einen Mann an seiner Seite hat. Selbst wenn man sich in den Schoß der Familie zurückziehen kann, ist man vor Fragen und mitleidigen Blicken ja nicht gefeit. "Ach, sie hat ja immer noch keinen abgekriegt?! Ach, die Arme!" Familie kann echt gemein sein! Und dann spielt man Runde um Runde Mensch-ärgere-Dich-nicht mit den eigenen Eltern, weil es einen gruselt nach Hause zu gehen.
Schlimmer geht es nicht. So viel Schokolade kann man gar nicht essen, um die Feiertage mit einem guten Gefühl zu überstehen. Die Weihnachtsmärkte haben längste geschlossen, selbst die Kinos haben zu oder präsentieren schnarchlangweiliges Kinderprogramm.
Wer will schon so viel Zeit haben, um in sich zu gehen? Das mag zwar gut für die Seele sein, ist in unserer schnell-schnell-Gesellschaft aber alles andere als angesagt. Lieber irgendwie ablenken.
Der Supergau sind dann noch die Betriebsferien. Wer zwischen den Jahren nicht mal arbeiten kann, versinkt in einwöchiges depressives Nichtstun. Während alle anderen scheinbar auf einer Wolke der Glückseligkeit schweben, kann man aber wenigstens einkaufen. Das ist doch schon mal was!
Da sind die Schichtarbeiter im Gesundheitsbereich fast zu beneiden. Die schieben einfach Dienste, so viel es geht. Die Familienmenschen sind dafür ja auch noch dankbar. So tut man wenigstens anderen etwas Gutes.
Außerdem weiß man ja ganz genau, dass an dem glückseligen Schein nicht viel dran ist und sich ein Gutteil der ach so glücklichen Paare im nächsten Jahr sowieso scheiden lässt – leider macht dieses Wissen auch nicht glücklicher.
Das Grauen schlechthin ist dann aber Silvester. Da konzentriert sich die Glückseligkeit genau auf einen Punkt. Mitternacht. Wenn man das ganze Jahr gut verdrängen kann allein zu sein - jetzt, jetzt, jetzt fällt es auf. Silvester nachts um zwölf knutschen alle Pärchen einer Zeitzone als wären sie ferngesteuert. Ein unerträglicher Moment. Da hilft es nur, für eine Viertelstunde zu verschwinden und zu warten, bis die ihre Liebesschwüre hinter sich gebracht haben.
Hilft nix, der Traumprinz hat sein eigenes Tempo. Nur weil Weihnachten naht, reitet der nicht schneller. Da muss man dieses Fest halt auch noch irgendwie hinter sich bringen, überleben irgendwie. Im nächsten Jahr, ja, ganz bestimmt sieht im nächsten Jahr alles viel besser aus.