Wer verliebt ist, findet einfach nichts kitschig. (Bildquelle: epSos.de by flickr.com)
Verliebt, verlobt, verheiratet. Das klingt ja sooo einfach. Leider fangen die Probleme schon beim Verliebtsein an. Das kann man nämlich nicht an- und ausschalten, es überkommt einen einfach, manchmal in passenden, oftmals aber leider in sehr unpassenden Situationen.
Dass Verliebtsein nicht mehr ist, als ein hochkomplexer biochemischer Prozess können wir zum Glück gut Ausblenden. Die Romantik wäre ja auch komplett dahin.
Weil die Liebe aber gar kein Wunder ist, nur eben nicht greifbar, nicht verstehbar für uns, geben wir ihr eher eine mystische oder magische Anmutung. Das ist prima, so müssen wir uns nicht damit auseinandersetzen, dass wir einfach keine Ahnung davon haben, was in einem Menschen wirklich so abgeht.
Wer will das auch wissen, dass es eben kein freier Wille ist, der uns aneinander bindet, dass die ganze Geschichte im Prinzip schon festgeschrieben ist, während wir uns erst dessen klar werden müssen, dass da überhaupt eine Geschichte entsteht. Mitnichten ist die Liebe eine Himmelsmacht, wir sind einfach Profis in Sachen Selbsttäuschung!
Ach, der Partner ist einfach perfekt. Wir fühlen uns wie noch nie und glauben den Menschen gefunden zu haben, der wie kein anderer zu uns passt. Das muss die große, die wahre, die einzige Liebe sein! Außenstehende halten einen dann für ein bisschen verrückt und tatsächlich, sie haben recht. Verliebte sind verrückt, ihr Hormonhaushalt ist verschoben, sie sind nicht ganz bei Trost.
Der chemische Cocktail, der diese Wesensveränderung möglich macht, besteht unter anderem aus den folgenden Stoffen: Neurotophin lässt uns die Regeln vergessen und Dinge tun, die man sonst nie tun würde. Dopamin hebt die Stimmung und macht uns glücklich und aktiv und Oxytocin bringt uns in Stimmung oder besser ausgedrückt „in Wallung".
Außerdem wird der Testosteronspiegel angeglichen, bei verliebten Männern fällt er also, bei verliebten Frauen steigt er, so dass sich die Hormonspiegel in einer möglichst stimmigen Lage befinden – perfekt, um sich anziehend zu finden und sich einander hinzugeben. Denn nichts anderes hat Mutter Natur mit uns vorgesehen, wir sollen Kinder machen! Damit das klappt wird halt ein bisschen an den Reglern gedreht, als sei der Mensch nicht die Krone der Schöpfung, sondern ein banales Mischpult.
Nun ja, irgendwann wird dann aber der Status Quo wiederhergestellt und die Regler runtergefahren. Das passiert für gewöhnlich nach einem halben, spätestens nach einem Jahr. Dann sieht man Prinz oder Prinzessin plötzlich ungeschminkt und bei Tageslicht. Ohje, das kann leider nicht jeder ab. Entweder man hat inzwischen eine gemeinsame Basis geschaffen oder die Wege trennen sich nun wieder.
Die Phase der Verliebtheit ist im Übrigen auch genau die richtige Zeit, um sich so richtig gut kennenzulernen. Also sollte man nicht nur jetsetten und miteinander schlafen, sondern auch Zeit für das eine oder andere tiefgründige Gespräch finden. Später wird man schließlich nie wieder so viel Zeit und Nerven haben, miteinander Werte und Pläne abzugleichen. Viel zu sehr bestimmt uns schnell wieder der eigene Lebensplan. Auch wenn es als DAS Ideal gilt, es ist fast schade, wenn einen das Wunder des Verliebtseins nur ein Mal erleilt.