Liebe braucht Freiraum (Bildquelle: Img_1 by flickr.com)

Verliebte haben kein Gefühl für Freiraum. Denn Verliebte wollen am liebsten immer zusammen sein und auch die Vorstellung das ganze Leben miteinander zu teilen, schreckt nicht ab. Verliebte sind halt ganz schön schräg drauf.

Grad eben hat man sich kennengelernt, da blüht natürlich die Phantasie. Was man sich nicht alles einfallen lässt: Kurzurlaube, Überraschungsbesuche, romantische Picknicks, Fallschirmspringen … Hauptsache man kann möglichst viel Zeit und viele Erlebnisse miteinander teilen.

Einfach mal allein sein

Doch, man mag es zunächst kaum glauben, irgendwann können all diese tollen Ideen auch einfach zuviel sein. Dann seht man sich danach allein zu sein, einfach mal durchzuatmen und sich fallen zu lassen. Einfach mal so zu sein, wie man ist, mal zu schlafen bis zum Mittag oder aufs Meer zu schauen und nichts zu denken. Oder zu pupsen, zu rülpsen oder den Abwasch nicht zu machen. Macht man natürlich alles nicht, wenn der Angebetete gleich auf der Matte steht. Dann benimmt man sich ... und zwar gern!

Doch die Bedürfnisse nach Ruhe stellen eine Beziehung nicht infrage, im Gegenteil, sie sind notwendig. Deshalb sollte man es ernst nehmen, wenn man dieses Ruhebedürfnis bei seinem Partner verspürt, auch wenn man selbst nach wie vor Idee für gemeinschaftliche Unternehmungen sprüht.

Geben und Nehmen

Und man sollte dieses Ruhe-Bedürfnis nicht persönlich nehmen. Es ist keine Abkehr von der Beziehung, es hat in der Regel nichts damit zu tun, dass man sich nicht mehr liebt. Alleinsein zu wollen ist ein ganz natürlicher Reflex, der auf Momente großer Nähe zwangsläufig folgen muss.

Freiraum, das bedeutet längst nicht immer wirklich allein zu sein. Freiraum bedeutet einfach selbst zu entscheiden, ohne dass der Partner sich sofort vor Sehnsucht und Eifersucht verzehrt. (Im übrigen beides Süchte, denen man sich nur in Maßen aussetzen sollte.) Sich allein mit Freunden zu treffen oder auf eine Reise gehen zu können, ist nicht in jeder Beziehung eine Selbstverständlichkeit. Aber in der Regel ist diese Zeit notwendig, um sich nicht nur über die Beziehung zu definieren. Ein eigenständiger Mensch zu sein, ist eine sehr wichtige und im wahrsten Sinne des Wortes liebens-werte Eigenschaft.

Also muss man offen sein, wenn sich solche Zeichen der Separation zeigen und seinem Partner oder sich selbst den nötigen Freiraum dann auch zugestehen. Das geht natürlich am besten, wenn man selbst auch in der Lage ist, diese Freiheit ohne schlechtes Gewissen zu genießen.

Kein Grund zur Panik

Wer statt Freiraum zu geben, Panik bekommt oder Verlustängste entwickelt, dem fehlt es vermutlich an Selbstvertrauen. Dieses aufzubauen ist nicht leicht, aber wichtig: Denn wer dazu dauerhaft nicht in der Lage ist, braucht vielleicht Hilfe. Sonst wird die anfänglich natürliche Verliebtheit schnell als emotionales Klammern wahrgenommen und das stößt fast jeden Partner ab. Klammern, auch wenn es ohne Absicht geschieht, zerstört fast jede Liebe.

Doch nicht alle Paare sind gleich, manche können auch sehr viel Zeit miteinander verbringen, ohne sich abzustoßen. Aber dann muss es auf besondere Weise „stimmen". Es gibt ja Geschichten von Eheleuten, die in 40 Jahren nicht einen Tag getrennt waren und manche davon sind sicher wahr - doch es sind die Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

Die Liebe geht jedes Mal einen eigenen Weg. Es gibt nur wenige grundsätzliche Regeln, der Rest wird individuell und jedesmal verschieden ausgefüllt.

Was meinen Sie dazu?
Ist es in einer Beziehung normal, auch mal ohne den Partner auszugehen oder gar einige Tage mit dem besten Freund, der besten Freundin oder gar allein in den Urlaub zu fahren? Ich bin gespannt auf Ihr Feedback!