(Bildquelle: Peter Hellberg by flickr.com)

Über Jahrhunderte war ein handgeschriebener Brief DIE Möglichkeit einem Menschen seine Liebe zu gestehen. Aber macht sich heute noch jemand diese Mühe, wer schreibt denn noch einen Brief? Ist diese romantische Art seine Liebe zu gestehen tatsächlich vom Aussterben bedroht?

Dabei macht das Schreiben eines Liebesbriefes richtig Arbeit: Die Zeilen werden nicht einfach hingekrakelt, sondern erst vor- und dann noch einmal abgeschrieben und zwar mit einem Füllfederhalter auf besonders erlesenem Papier. Nicht jedermans Geschmack war und ist das Parfümieren solcher Briefe, in jedem Fall zeugte es aber von der Mühe, die sich der Verfasser gibt.

Heute im Briefkasten: Rechnungen und Postkarten

Heute haben wir die E-Mail und Briefe sind fast ausgestorben. Nur Rechnungen und Postkarten landen tatsächlich noch im Briefkasten. Mal davon abgesehen, dass Füller und Tinte auch nur noch bei Schulkindern eine Rolle spielen. Der Füller aus der eigenen Schulzeit, wo ist der eigentlich?

Man kann einwenden, dass Liebesbriefe hoffnungslos oldschool sind. Blamiert man also seine Kinder, wenn man ihnen zu einem handschriftlichen Brief rät? Und blamiert man sich selbst, wenn man heute noch zu Stift und Papier greift? Das ist vor allen Dingen eine Frage des Geschmacks.

Liebesbriefe passen nicht in die moderne Zeit

Die Zeiten sind schnelllebiger geworden und die E-Mail ist das passende Medium dafür. Man muss sie nicht von Hand schreiben, man hat eine Tastatur. Alle E-Mails sehen irgendwie gleich aus. Da wiegt der Inhalt schwerer als das Aussehen, könnte man meinen, und das ist ja eigentlich positiv. Dafür tippt sich die E-Mail aber auch viel schneller, es macht weniger Arbeit sie zu fabrizieren. Aber wenn es weniger Mühe macht, wird der Inhalt natürlich wieder flacher. Vielleicht auch zu flache für Liebesgeständnisse.

Ein Klick und die Mail ist versendet. Wie schnell versendet man etwas, ohne es sich richtig überlegt zu haben. Von Hand zu schreiben dauert. Dann muss der Brief in einen Umschlag und auch noch zum Briefkasten. Das ist viel Zeit um sich genau zu überlegen, ob er wirklich so wie er ist abgeschickt werden soll.

Der Liebesbrief als Zeichen von Ernsthaftigkeit

E-Mail und Brief sind völlig verschiedene Medien. Klar, dass die Liebeserklärung dementsprechend angepasst werden muss. Wer eine klassische Liebeserklärung nach altem Muster verfassen will, sollte dafür auch das alte Medium benutzen. Das heißt aber nicht, dass es per Mail grundsätzlich nicht funktioniert.

Man sollte eine Liebeserklärung als etwas Langlebiges betrachten. Die Liebe kann wachsen und ein Leben lang halten. Da kann man sich schon mal die Mühe machen und Papier und Stift in die Hand nehmen. Ein handgeschriebener Liebesbrief ist ja auch viel lebendiger als eine E-Mail. Wenn sich das Herz daran erfreut, kann man ihn überall hin mitnehmen und wieder und wieder lesen. Macht man das mit einer E-Mail? Sicherlich nicht.

Wer schreibt den heute noch mit der Hand? Das ist eine berechtigte Frage. Auch wenn wir den guten, alten Liebesbrief noch verehren, weil wir als Jugendliche selbst welche erhalten, selbst welche verfasst haben, wie sieht es in der nächsten Generation aus? Die, die ersten Dates vermutlich über Facebook verabreden, werden das mit derselben Ernsthaftigkeit tun wie wir damals, dafür aber neue Wege finden.

Aussterben wird der Liebesbrief nie, doch er wird sich wandeln. Wie sich spätere Generationen die Liebe erklären, werden wir wahrscheinlich hoffnungslos unromantisch finden. Doch bei einer Sache können wir uns sicher sein, die Liebe findet ihren Weg! Liebeserklärungen wird es deshalb immer geben. Und Liebesbriefe irgendwie auch.