Es gibt mehr als ein Beziehungsmodell ... (Bildquelle: hojusaram by flickr.com)
Offene Beziehung. – Das klingt ganz einfach, das klingt nach Spaß. Da kann jeder machen was er will und Zuhause wartet trotzdem das warme Bettchen. Ist das nicht grossartig?
Jedem, der mit diesem Beziehungsmodell liebäugelt, sei gesagt, was in der Theorie ganz einfach aussieht, ist in der Praxis meist schwer umzusetzen. Denn die Liebe ist keine komplexe Rechenaufgabe, die man nur richtig lösen muss, die Liebe ist ein emotionsgeladenes Mienenfeld, dass man nie aus den Augen verlieren darf. Insbesondere wenn man sich mit so schwerem Gerät wie dem Modell „offene Beziehung" darauf bewegt.
Offene Beziehung - Erfahrung wichtiger als Lebenshunger!
Doch was tut man, wenn man seinen Partner zwar liebt, aber eben doch Lust auf sexuelle Abenteuer hat? Wenn der Partner beispielsweise halbe Jahre verreist ist, was in der modernen Welt ja längst nicht nur Matrosen betrifft und man in der langen Wartezeit nicht langsam vereinsamen und versauern möchte?! Das frustriert nämlich, was die Beziehung vielleicht nicht weniger gefährdet als eine wohlkalkulierte Affaire. Dann ist die offene Beziehung durchaus eine Möglichkeit.
Jede offene Beziehung, der Name sagt es ja schon, muss strikt auf dem Prinzip der Offenheit beruhen. Wer zu Heimlichkeiten neigt, schürt das Misstrauen seines Partners und das ist Gift für jede Beziehung. Denn natürlich sollte einen das Leben des Partners interessieren, Eskapaden eingeschlossen. Interessiert es einen gar nicht, was der Partner so treibt, kann man die Beziehung ja im Prinzip sowieso schon beenden, dann lebt es sich vielleicht besser allein. Dann kann man die Affairenzahl ja auch viel einfacher für sich behalten ...
Problematisch ist die Situation, wenn nur einer in einer Partnerschaft an diesem Beziehungsmodell Interesse hat.
Der muss nämlich zwangläufig zurückstecken. Funktionieren kann diese Form der Partnerschaft nur, wenn es beide Partner gleich tun. Wer sich gegen seinen Willen in dieses Modell drängen lässt, wählt den Weg unendlicher Leiden, die eigentlich zwangsläufig in den Beziehungstod führen müssen. Dieser Weg ist wirklich niemandem zu wünschen.
Grenzen erkennen, Grenzen setzen
Auch wenn „offene Beziehung" nach viel Freiheit klingt, es ist enorm wichtig, die Grenzen der eigenen Belastbarkeit klarzumachen. Inwiefern darf beispielsweise auch eine emotionale Bindung eingegangen werden? Ein heikles Thema, denn spätestens hier kommt meist die Eifersucht ins Spiel.
Zu recht, denn eine emotionale Bindung bringt die eigene Beziehung viel stärker in Gefahr als bloßer Sex ohne große Gefühle. Doch lassen sich Emotionen bei intimen Begegnungen oftmals nicht komplett ausschalten, vor allem Dingen auch von Seiten der Affaire. Wie schnell wächst da Verliebtheit, die niemand brauchen kann. An dieser Stelle muss man verantwortungsvoll vorgehen und ganz klare Grenzen setzen, sonst ist schnell das Lebensglück in Gefahr.
Mein Fazit:
Glückliche, offene Beziehungen sind zwar vergleichsweise selten, aber durchaus nicht unmöglich. In vielen Partnerschaften deutet eine Veränderung in diese Richtung jedoch auf ein baldiges Ende hin. Es braucht nämlich einiges an Lebenserfahrung, um sich auf diese Weise zu arrangieren. Wer die offene Beziehung hingegen als Vehikel benutzt, um seine Chancen auszuloten, ohne sich zu trennen, offenbart die eigene Beziehungsunfähigkeit.
Was meinen Sie?
Können offene Beziehungen auf Dauer überleben und eine Bereicherung darstellen oder sind offene Beziehungen für Sie der Anfang vom Ende?